1. Kapitel

Die Sache mit der Geiselnahme war kein Bluff. Das wurde Gonzo klar, als er von der Steeler Straße zum Parkfriedhof abbog und den Kombi in die Sackgasse mit den Einfamilienhäusern manövrierte. Ab Nummer 12 hatten sie alles abgesperrt, Polizisten spannten zwischen den Laternen meterhohe Sichtschutzplanen über die Straße. Er schaffte es gerade noch, sich durch die Gasse zu zwängen, die sie für ihre Einsatzwagen freigehalten hatten.

Gonzo rangierte den Kombi auf den Bürgersteig neben den Kleinbus mit dem provisorischen PRESSESTELLE-Zettel im Fenster und hätte dabei fast Hohlbaum von der Lokalredaktion überfahren. Der fuchtelte mit seinem Monokel, wegen dem sie ihn den "Grafen" nannten, gerade wild vor Bindisch herum und versuchte, ihn von der Wichtigkeit der öffentlichen Meinung zu überzeugen. Dem Weihnachtsmann in seiner Schneekugel auf dem Amaturenbrett rutschten ein paar Flocken vom Kopf. Gonzo schwang sich aus dem Wagen in den Nieselregen. Die Feuchtigkeit zog sofort in sein Holzfällerhemd unter der Rangerweste. Er klappte den Kragen hoch und holte die Suzie von der Ladefläche. Seine Beinmuskeln verkrampften sich und er trat von einem Fuß auf den anderen. Es roch bitter nach Ahornlaub, im Rinnstein türmten sich schwarzbraune Blätterhaufen. Zwischen den Häusern ragten die Tannen und Zedern des Friedhofs auf. Mit der Kamera auf der Schulter pirschte er sich weiter nach vorn zu den Absperrgittern durch, hinter die die Polizei die Pressemeute verfrachtet hatte.