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Die Festschrift, herausgegeben von Elisabeth Walther-Bense und Udo Bayer, erschien mit Text- und Bildbeiträgen von 71 Gratulanten zum 80. Geburtstag Max Benses in einer Auflage von 1000 Exemplaren.
VORWORT
Schüler, Freunde und Kollegen gratulieren mit dieser Festschrift Max Bense zum achtzigsten Geburtstag am 7. Februar 1990.
Sie fühlen sich einem Lehrer und Diskussionspartner verpflichtet und verbunden, dessen Weite des Horizonts die traditionellen Disziplinen übergreift und somit ein Phänomen darstellt, das in einem zunehmend spezialisierten Wissenschaftsbetrieb immer seltener wird. Wie es schon in den Festschriften zum sechzigsten, siebzigsten und fünfundsiebzigsten Geburtstag* deutlich wurde, sind die Beiträge dort – und nun auch in diesem Band – unterschiedlich in der Thematik und in den Ausdrucksformen. Es spiegelt sich auch in dieser Festschrift die Verbindung von geisteswissenschaftlich-philosophischem mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Denken, von literarischer mit bildnerischer Gestaltung. Wissenschaftliche Reflexion und künstlerische Produktion ergänzen sich ja auch im Werk Max Benses in einer für einen Hochschullehrer sicher nicht typischen Weise. Neben Physik und Mathematik sah er seit seinen Studienjahren Philosophie und Kunst, insbesondere Literatur und Malerei, als ebenso unerläßlich für die eigene Arbeit an.
Im Gegensatz zum Ordnen und Verwalten fremder Gedanken ist Max Benses kritische und schöpferische Auseinandersetzung mit dem, was andere gedacht haben, ein vorbildliches Beispiel für das Weiterdenken – ein geistiger Prozeß, der nie die Subjektivität des denkenden und bisweilen streitbaren Ichs hinter dem Gedachten zum Verschwinden bringen will. Von der »technischen Existenz« und einem »existentiellen Rationalismus« bis zum »semiotischen Tier« oder dem »Menschen, der selbst ein Zeichen« ist sind die Übergänge in seinem wissenschaftlichen und literarischen Werk leicht nachzuvollziehen. Daß die Mathematik nicht nur für Naturwissenschaft und Philosophie, sondern auch für Ästhetik und Semiotik eine unerläßliche Grundlage bildet, wird sogar in seinen Gedichten spürbar.
Ein Moment der angesprochenen Universalität ist die Förderung moderner experimenteller Literatur und die kritische Auseinandersetzung mit den kulturell-politischen Phänomenen der Nachkriegszeit, die ihren publizistischen Niederschlag in der Zeitschrift »augenblick« fanden, die von ihm von 1955 bis 1960 herausgegeben und in der »reihe rot« (Heft 1-52) fortgesetzt wurde.
Die Festgaben seiner Freunde aus Kunst und Literatur erinnern an einen zweiten großen Wirkungskreis, der seine ästhetischen Vorstellungen betrifft: seine jahrzehntelange Tätigkeit als Förderer und Kritiker von Malern und Bildhauern – insbesondere in der von ihm betreuten Studiengalerie der Universität Stuttgart, wie sie aus den so anregenden Reden zu den Vernissagen noch vielen gegenwärtig sein wird. Galerien und Museen haben von seinen ästhetischen Vorstellungen häufig profitiert. Erinnert sei auch an seinen maßgeblichen Impuls zur Schaffung computergenerierter Grafiken und Texte; denn er hatte sich bereits Ende der fünfziger Jahre für den Ausbau der Kybernetikforschung (heute Informatik) eingesetzt.
Der Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Werkes der letzten beiden Jahrzehnte war und ist jedoch die semiotische Forschung auf den Grundlagen der Peirceschen Theorie. Im Entwurf einer möglichst tiefen und umfassenden Fundierung der Aktionen des menschlichen Bewußtseins konvergieren die genannten Disziplinen, die Max Benses intellektueller Horizont schon seit seinen ersten Publikationen in Beziehung setzt – etwa in seiner Dissertation »Quantenmechanik und Daseinsrelativität« von 1938. Seine innovative Weiterentwicklung der Peirceschen Grundgedanken zu einer allgemeinen Zeichenlehre, die er durch Rezeption und Analyse in schöpferischer Synthese zu einem relativ abgeschlossenen System fortzuführen unternahm, umfassen selbstverständlich bewußtseins- und erkenntnistheoretische Probleme. Die Initiative für ein Publikationsforum zur Verbreitung dieser in der Entfaltung begriffenen theoretischen Semiotik, nämlich die internationale Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik, SEMIOSIS, ging 1975 im wesentlichen von ihm aus und wurde zum Sprachrohr vieler Kollegen und Schüler in aller Welt.
Max Bense hat den hier kurz geschilderten Begriff von Wissenschaft nicht nur als Forscher in seinem eigenen Werk realisiert, sondern als Lehrer auch dem heterogenen Kreis seiner Schüler zu vermitteln gewußt, wie es die Vielfalt der Beiträge dieses Bandes auch deutlich macht. So gelten Dank und Glückwunsch gleichermaßen dem Forscher, Lehrer und Organisator, dem Freund und Kollegen.
Stuttgart, Dezember 1989 | Elisabeth Walther-Bense | Udo Bayer
(*) Muster möglicher Welten, Wiesbaden 1970; Semiosis 17/18 (1980); Semiosis 36/37/38 und 39/40 (1985).
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Aesthetics, SemioticsPeople
Max Bense (1910-)Showing 1 featured edition. View all 1 editions?
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1
zeichen von zeichen für zeichen: Festschrift für Max Bense
1990, AGIS Verlag
in German
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