Record ID | marc_columbia/Columbia-extract-20221130-029.mrc:77739464:5971 |
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245 00 $aNun schauen mich immer mindestens vier Augen an :$bder Briefwechsel 1971-1998 /$cCarlfriedrich Claus, Gerhard Wolf, Christa Wolf ; Redaktion: Anke Paula Böttcher in Zusammenarbeit mit Gerhard Wolf.
246 30 $aBriefwechsel 1971-1998
250 $a1. Auflage.
264 1 $aAnnaberg-Buchholz :$bKunstkeller Annaberg ;$aChemnitz :$bChemnitzer Verlag,$c2018.
300 $a405 pages :$billustrations, facsimiles ;$c29 cm
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504 $aIncludes bibliographical references (pages 398-400) and index.
520 2 $aEine Freundschaft in Briefen. Für Christa und Gerhard Wolf war der freundschaftliche Umgang mit Malern, Bildhauern und Grafikern nicht weniger anregend und intensiv als der mit Dichterkollegen und Autoren. Das 1995 bei Gerhard Wolf Janus press verlegte Buch Unsere Freunde, die Maler legt davon anschaulich Zeugnis ab. Versammelt es doch Bildwerke zahlreicher bekannter Künstler und stellt ihnen Betrachtungen, Briefe und Reflexionen zur Seite. Ein Jahr vorher, 1994, gewann Gerhard Wolf 19 von ihnen für die Mitarbeit an dem Mappenwerk Ein Blatt für C. W., eine Gabe für die von allen geschätzte Autorin zu ihrem 65. Geburtstag. In beiden Editionen - dem Buch wie der Grafikmappe - ist Carlfriedrich Claus vertreten. Aber in beiden nimmt er eine Sonderstellung ein. Das muss nicht verwundern, denn Carlfriedrich Claus entwickelte aus seinem radikalen Konzept des künstlerischen und lebensweltlichen Dauerexperiments ein OEuvre, das sich gängigen Kategorien entzog. Grundlegend intermedial, kann es gleichzeitig als Text gelesen und als Bild betrachtet werden und war und ist singulär. „[M]eine Intention zielt ja genau dahin, die ‚räumlich wirkende' bildende mit der ‚zeitlich wirkenden' sprachlichen Kunst dialektisch zu verbindenz erläuterte Carlfriedrich Claus 1971 seine „Sprachblätterz einem seiner Briefpartner, Daniel Henry Kahnweiler in Paris (15. 7. 1971). Seit dem Ende der 1950er-Jahre publizierte er in westdeutschen bzw. westeuropäischen Medien und stellte in diesen Ländern aus. Aber in der DDR lebte und arbeitete Carlfriedrich Claus damals weitgehend isoliert und unter extrem schwierigen Umständen. Da sich sein Schaffen den Kriterien sozialistischer Kunst entzog, war er in keinem Künstlerverband organisiert. Eine solche Mitgliedschaft galt jedoch im autoritären Kulturbetrieb der DDR als Voraussetzung für eine freie künstlerische Tätigkeit, so dass er permanent mit Repressionen rechnen musste. Immerhin hatte ihn Werner Schmidt, der Direktor des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, 1968 in einem Abendvortrag im Magdeburger Grafik-Kreis erstmals in der DDR einem sachkundigen Publikum offiziell vorgestellt; im selben Jahr hatte Lothar Lang den Künstler angeregt, sich mit der Drucktechnik der Lithografie auseinanderzusetzen. Eines dieser originalgrafischen Blätter erschien 1969 in der von Lothar Lang herausgegebenen 12. Edition der Kabinettpresse Berlin. Das heisst, gegen kulturpolitische Widerstände hatte der Künstler mit Hilfe engagierter und kompetenter Förderer erste winzige Schritte in Richtung einer Öffentlichkeit auch in der DDR geschafft. Aber egal, in welchem Umfeld seine „Sprachblätterz wahrgenommen wurden und werden, ob im Kontext der konkreten und visuellen Poesie oder avantgardistischer, nonkonformer Kunst, sie behaupten eine Sonderposition. Und als ein solcher Ausnahmekünstler geriet Carlfriedrich Claus auch in den Gesichtskreis von Christa und Gerhard Wolf. Er und das Autorenpaar waren sich im Mai 1971 während eines Besuchs bei Lothar Lang in Freienbrink bei Erkner zum ersten Mal persönlich begegnet. Der Kunstkritiker, bei dem Carlfriedrich Claus vom 19. bis 25. Mai zu Gast weilte, hatte weitere Autoren und Künstler wie Bernd Jentzsch, Dieter Goltzsche oder Max Uhlig eingeladen, denen Carlfriedrich Claus seine Werke vorstellen konnte. Die Anschriften zwischen Christa und Gerhard Wolf und Carlfriedrich Claus wurden getauscht und ein Briefwechsel kam in Gang, der dem Gedankenaustausch diente, der gegenseitigen Bestärkung und Anteilnahme wie der Entwicklung gemeinsamer Projekte. Fortan hatte Carlfriedrich Claus in Gerhard Wolf einen einfühlsamen Interpreten seiner Kunst. Als 1974 eine erste Personalausstellung von ihm im sozialistischen Osteuropa gezeigt wurde - wenn auch bezeichnenderweise nicht in der DDR, sondern in Poznań im benachbarten Polen - verfasste Gerhard Wolf im Vorfeld Notizen auf eine Visitenkarte geschrieben. 1975 konnte der Text im Katalog einer Persona.
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