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Günther Schreiner: Die Wirtschaftsentwicklung Costa Ricas unter besonderer Berücksichtigung der Auseinandersetzung zwischen Monetaristen und Keynesianern. Saarbrücken, Fort Lauderdale: Verlag Breitenbach 1988. 432 S. (Sozialwissenschaftliche Studien zu internationalen Problemen. 130).
In seiner Dissertation unternimmt es Schreiner, Konzeptualisierungen und wirtschaftspolitische Konsequenzen der Auseinandersetzungen zwischen Monetaristen und Keynesianern in einem lateinamerikanischen Land der Peripherie zu untersuchen. Costa Rica ist eine Mikronation. Daraus ergeben sich hinsichtlich der Integration in die Weltmärkte einige Konsequenzen, ob eine solche Untersuchung in einem kleinen Land überhaupt möglich ist. Es gelingt dem Autor, in seiner Dissertation durchgängig die spezifisch lateinamerikanischen Ausprägungen beider Theorieansätze auf seinen Untersuchungsgegenstand anzuwenden. In der Einleitung wird auf dieses Problem eingegangen.
An mehreren Stellen versucht Schreiner, wirtschaftstheoretische Konzepte an die wirtschaftliche Wirklichkeit verschiedener historischer Perioden heranzuführen. Das ist kein leichtes Unterfangen und kann auch nur partiell gelingen. Bei der Durchsicht von Außenhandelstheorien vertritt er die Auffassung, daß »die Verbreitung des technischen Fortschritts über das ganze Handelsgebiet« unterstellt wird. In den vom Autor angeführten Theorien gibt es jedoch nur »konstante Techniken« und keinen technischen Wandel bzw. Fortschritt.
Von großem Interesse ist die ausführliche Darstellung der Rezeption von Elementen des Keynesianismus in Lateinamerika, die von R. Prebisch in Gang gebracht wurde. Der große Wurf der Anpassung des keynesianischen Ansatzes an die besonderen Bedingungen lateinamerikanischer Entwicklungsländer wurde von Prebisch selbst dennoch nicht geleistet und - wenn ich den Autor recht verstehe - konnte auch von keinem anderen Autor geleistet werden. Dahinter steht zum geringsten Teil wohl subjektives Unvermögen, sondern es sind die objektiven Entwicklungsbedingungen, die mit dem analytischen Instrumentarium eines ausgereiften kapitalistischen Systems nicht bzw. nur unvollkommen erfaßt werden können. So mußte es bei der Rezeption des Keynesianismus wie auch des Monetarismus bei einer überwiegend eklektischen Vorgehensweise bleiben. Interessenkonstellationen, die nur schwer empirisch erfaßbar sind, da sie sich ideologisch verbrämen oder das Licht der Öffentlichkeit scheuen, waren für Auswahl und Gewichtung der Elemente des jeweiligen Theorieansatzes verantwortlich. Vielleicht ist Schreiner bei seiner Darstellung des keynesianischen Ansatzes, wobei er den vulgarisierten Formen den Vorzug zu geben scheint, ein wenig zu weit gegangen. Viele der dargestellten Partialanalysen werden im Verlauf seiner Untersuchung in der vorgetragenen vertieften Form nicht weiter benötigt. Ähnliches gilt für den folgenden Abschnitt über den neuen Monetarismus. In diesem Zusammenhang gelingt Schreiner eine überaus präzise Darstellung der Rezeption des neuen Monetarismus in Chile. Auch die Hinweise, unter welchen Bedingungen der monetaristische Ansatz in Chile und Argentinien gescheitert ist, sind von großem Interesse. Über die Zwischenglieder Chile und Argentinien führt Schreiner seine Leser nun zur costaricanischen Variante der Auseinandersetzung Monetarismus-Fiskalismus.
In seiner Schlußbetrachtung faßt Schreiner seine Ergebnisse zusammen. Es gelingt ihm ein plastisches und eindringliches Bild der gegenwärtigen Wirtschaftslage, deren Ausweglosigkeit beklemmend ist. - Vor diesem Hintergrund scheint die Kontoverse Keynesianismus-Monetarismus zu verblassen. Beide Theorieansätze dürften kaum hinreichend in der Lage sein, die anstehenden Probleme konzeptuell und instrumentell bewältigen zu können. - Beide Theorieansätze haben eine politische Organisationsbasis gefunden, die politisch-parlamentarisch mehrheitsfähig sind. Schreiner kann darüber hinaus nachweisen, daß ein demokratisches Staatswesen die monetaristische Radikalkur nur unvollkommen wirtschaftspolitisch umsetzen kann. Hier liegt der besondere Sinn der Vergleiche mit Chile und Argentinien. In seinen vorsichtigen Prognosen kann Schreiner kaum Hinweise auf eine grundsätzliche Wende zum Besseren geben. Erhaltung der wirtschaftlichen und politischen Stabilität des zentralamerikanischen Musterlandes Costa Rica scheint die optimistischste Variante für die Zukunft zu sein. Auch sie ist nur zum Preis einer verstärkten Abhängigkeit von den USA zu haben.
Gerhard Leithäuser (Bremen)
Quelle: IBEROAMERICANA 13. Jahrgang (1989) Nr. 1(36) S. 80f
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1
Die Wirtschaftsentwicklung Costa Ricas unter besonderer Berücksichtigung der Auseinandersetzungen zwischen Monetaristen und Keynesianern
1988, Breitenbach
in German
3881564047 9783881564045
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Originally presented as the author's thesis (doctoral--Universität Bremen, 1987).
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